Priority Area 1  Mensch und Maschine

Die gegenwärtigen Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz fordern – wie historisch betrachtet jede größere technische Neuerung – zu einer Reflexion des technisch Möglichen und des bereits Umgesetzten auf. Die Priority Area soll Maßnahmen an der Uni Heidelberg zusammenführen, die diese Herausforderung annehmen und aus der Breite geisteswissenschaftlicher Fächer heraus überlegen, welche Veränderungen die technischen Neuerungen für die menschliche Welt – auch in ihrer globalen und regionalen Ungleichzeitigkeit – bedeuten. Ziel ist, mit den (KI-)Forscher:innen aus den Sozial-, Natur-, Technik- und Lebenswissenschaften aus geisteswissenschaftlicher Perspektive ins Gespräch gehen und perspektivisch gemeinsam forschen zu können.

Die Priority Area baut auf den FoF 3-Forschungsschwerpunkten „Sprachliche Interaktion und Körperlichkeit von Kognition“, „Wissensforschung mit Fokus auf Geltungsfragen“, „Transformationsprozesse“ sowie den KI-Forschungen am Heidelberg Center for Digital Humanities auf (Gruppe CAEDHET). Bereits laufende Fördermaßnahmen wie die FoF 3-Thematic Research Networks  „Digitaler Animismus“, „ENACTING TRUST“, „Wissen im Kontext“ sowie das Netzwerk „Cognitive Science“  sind thematisch eng verbunden und werden in das neue Netzwerk einbezogen. 

Folgende Maßnahmen werden in der Priority Area 1 gefördert:
 

Grace Hopper an der Eingabe-Tastatur des UNIVAC I (um 1960)

Summer School „AI and Human Values:  Exploring technological, social, and normative perspectives“

Die rasante Entwicklung von generativer KI prägt die moderne Gesellschaft maßgeblich. Dabei werden zunehmend auch Fragen nach zugrundeliegenden Werten und ethischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Implikationen aufgeworfen. Ziel der Summer School ist es, die normativen Grundlagen generativer KI kritisch zu hinterfragen und zu diskutieren, welche Werte in ihre Entwicklung eingebettet sind und wie diese reflektiert und modelliert werden können. Die Summer School bietet einen interdisziplinären Raum, um Perspektiven (u.a.) aus der Informatik, Sprachwissenschaft, Philosophie, Theologie, Medizin und Recht miteinander zu verbinden. Sie richtet sich an Wissenschaftler:innen in frühen Karrierephasen, die dazu beitragen wollen, einen tiefgehenden Diskurs über Werte und Normen in der KI-Gestaltung zu führen und nachhaltige wissenschaftliche Netzwerke aufzubauen.

Projektleitung: Dr. Maria Becker, Tobias Just

Termin: 21.09.2025 - 28.09.2025

TRN „AI & Translation: Comparing cognitive processes in the human brain to AI models – using the learning conditions of interpreters as a testing ground“

Das Projekt vergleicht Prozesse in Sprachmodellen mit denen des menschlichen Gehirns. Mit Fokus auf der Enkodierung, Memorisierung und dem Abruf von Wissen untersuchen wir die Lernbedingungen von Dolmetschern, die für spezifische Fachgebiete effizient neues Wissen kodieren und konsolidieren müssen, um während der Analyse einer ausgangsprachlichen Rede erfolgreich den Zieltext zu produzieren. LLMs verfügen über enorme sprachliche Fähigkeiten, aber sie haben kein Gedächtnis, mit dem sie Wissen effizient kodieren, memorieren und abrufen können. Für beide Probleme erarbeiten wir Lösungen: Wir entwickeln neue Lernwerkzeuge für Dolmetscher und eine speziellen LLM-Gedächtniskomponente und kombinieren dazu Expertise aus Computerlinguistik, Dolmetschwissenschaft und kognitiver Neurowissenschaft.

Projektleitung: Prof. Dr. Anette Frank (Computerlinguistik), Prof. Dr. Kerstin Kunz (Übersetzungswissenschaften), PD Dr. Gordon Feld (Klinische Psychologie am ZI Mannheim)

Anschubfinanzierung „Soziale Robotik und KI: Sprache und Kognition“

Das Vorhaben zielt darauf ab, ein Roboter-Sprachlabor zu etablieren, das soziale Robotik und KI-gestützte Technologien kombiniert, um neue Schnittstellen für die psycholinguistische Grundlagen- und Interventionsforschung zu entwickeln. Das Labor soll die interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie den Austausch zwischen Forschenden aus verschiedenen Bereichen wie Linguistik, Kognitionswissenschaft, Psychologie, KI und Ethik fördern. Dadurch wird die Grundlagenforschung zur Mensch-Maschine-Interaktion in vielfältigen Mehrsprachigkeits- und Bildungskontexten über die gesamte Lebensspanne hinweg vorangetrieben. Langfristig soll eine nachhaltige Infrastruktur geschaffen werden, die den wissenschaftlichen Austausch intensiviert und die Profilbildung der Universität in diesem zukunftsweisenden Bereich unterstützt.

Projektleitung: Prof. Dr. Adriana Hanulikova (Deutsch als Fremdsprachenphilologie)

Anschubfinanzierung „Digital Voice“

Die Anschubfinanzierung dient dem Aufbau einer interdisziplinären Gruppe zum Thema “Digital Voice”, die digitale Stimmphänomene wie AI Voice Cloning, digitale Assistent*innen und Videoplattformen in den Blick nimmt. Die Erforschung digitaler Stimmtechnologie als Leitmodalität des 21. Jahrhunderts und ihre maschinellen, soziotechnischen, kommunikativen und philologischen Bedingungen ist ein Kernthema für zukünftige Zusammenarbeiten zwischen Geistes-, Sozial- und Technikwissenschaften. Das Projekt Digital Voice strebt eine Neuausrichtung des Begriffs Stimme und der damit verbundenen Komplexität von sprachlicher Modalität an.  Die Mittel dienen dem Aufbau eines Netzwerks im Jahr 2025. Bei erfolgreicher Vernetzung soll 2026 ein Antrag für einen Forschungsverbund entwickelt werden.

Projektleitung: Prof. Dr. Theresa Heyd (Anglistische Linguistik), Prof. Dr. Daniela Landert (Anglistische Linguistik)

Vernetzungsmaßnahme „Vertrauen im Kontext von ‚healthcare technologies‘“

Vertrauen stellt ein soziales Phänomen dar, das zunehmend auch in Bezug auf Technologien (z.B. KI, Bio-Engineering) und die damit verbundenen Expertensysteme (z. B.  Wissenschaften, Gesundheitssystem) thematisiert wird. Ziel des interdisziplinären Projektes ist die Vernetzung von Wissenschaftler*innen in mittleren und fortgeschrittenen Karrierephasen aller Fächergruppen, deren Forschung Bezüge zu Phänomenen des Vertrauens im erweiterten Kontext von “healthcare technologies” aufweisen. Es wird die Bildung und langfristige Etablierung eines Forschungsnetzwerkes angestrebt, das als Gesprächsplattform dazu dienen soll, in Form von regelmäßigen, interaktiven Workshops im Rahmen fachlicher Auseinandersetzungen fächerübergreifende Forschungsansätze zu identifizieren. Darauf aufbauend sollen gemeinsam Fachpublikationen und Anträge für Drittmittelprojekte entwickelt werden.

Projektleitung: PD Dr. Nadia Primc (Medizinethik), Dr. Philipp Schmidt (Philosophie/Phänomenologische Psychopathologie und Psychotherapie), Dr. Nils Schütz (Theologie/MPI School Matter to Life)