Priority Area 3 Mensch und Mensch

Die Gegenwart wird nicht zuletzt vor dem Hintergrund populistischer Strömungen insgesamt als krisenhaft erfahren. Überstaatliche und innerstaatliche Ordnungen scheinen erschüttert, als sicher geltende Institutionen wie die Familie werden in ihrem Selbstverständnis durch neue Lebensformen herausgefordert. Diese gesellschaftsinternen Umwälzungen und die Repräsentation des Eigenen und Bekannten werden in der Priority Area 3 in ihrer historischen, kulturellen und geographischen Vielschichtigkeit interdisziplinär untersucht. Wesentliches Element dieser Untersuchung sind antagonistische Logiken, die intern zwischen altem und neuem Entwurf, aber auch zwischen unterschiedlichen Gesellschaften und Kulturen zum Tragen kommen. Dabei wirken solche Antagonismen nach innen oft stabilisierend. Der Verlust und die Wiedergewinnung von Vertrauen ist als de-/stabilisierende Kraft ein weiterer möglicher Untersuchungsgegenstand für beteiligte Maßnahmen.

Die Priority Area baut auf den FoF 3-Forschungsschwerpunkten „Transformationsprozesse“, „Kulturelles Erbe“, „Freundschaft und Feindschaft“ und „Wissensgeltung“ sowie auf den Forschungen am TRN „FAMILY“ und dem TRN „ENACTING TRUST“ auf. Wichtige Partner sind die Forschungsstelle Antiziganismus und die Politikwissenschaft mit einer laufenden Initiative zu Formen des „(De-)Othering“, der SFB „Heimat(en)“, die beiden Graduiertenkollegs „Authority and Trust“ und „Ambivalent Enmity“ sowie das Projekt „Der Aggressor“.

Folgende Maßnahmen werden in der Priority Area 3 gefördert:

 

Eine Familie aus Eltern und drei Kindern

TRN „Wissenschaftsfreiheit unter Druck. Diskursive Aushandlungen in polarisierten Gesellschaften“

Wissenschaftsfreiheit ist eine zentrale Voraussetzung für Forschung und Lehre – sowohl in der kritischen Hinterfragung bestehender Erkenntnisse als auch in der unabhängigen Veröffentlichung von Ergebnissen. Aktuelle Krisen wie die Klimakrise und COVID-19 zeigen jedoch, dass diese Freiheit zunehmend unter Druck gerät. Das Forschungsvorhaben untersucht die diskursive Konstruktion von Wissenschaftsfreiheit in polarisierten Gesellschaften und vergleicht Deutschland und die USA. Ziel ist es, soziale, normative und sprachliche Mechanismen zu analysieren, die Aushandlungen und Bedrohungen wissenschaftlicher Autonomie auf gesellschaftlicher Ebene prägen. Über die Initiative soll die bereits aktive Reflexion zum Thema an der Universität Heidelberg systematisiert und vernetzt werden. 

Projektleitung: Prof. Dr. Vahram Atayan (Übersetzungswissenschaften), Prof. Dr. Thorsten Moos (Theologie/Ethik), Prof. Dr. Kathia Serrano-Velarde (Soziologie)

TRN „Rationalität im Kontext“

Das TRN untersucht die Spannung zwischen universellen und kontextabhängigen Konzepten von Rationalität. Während Rationalität traditionell als zeitlos und universell betrachtet wird, werden universalistische Ansätze in verschiedenen Disziplinen hinterfragt. Es werden zwei zentrale Fragen gestellt: Gilt in unterschiedlichen Kontexten des menschlichen Lebens jeweils ein anderer Rationalitätsstandard? Welche Kontexte fördern oder hemmen rationales Verhalten? Diese Fragen werden interdisziplinär betrachtet, mit dem Ziel, einen kontextsensitiven und pluralistischen Rationalitätsbegriff zu entwickeln.

Projektleitung: Prof. Dr. Julia Peters (Philosophie), Prof. Dr. Jochen Briesen (Philosophie), Prof. Dr. Zeno Enders (Wirtschaftspolitik), Prof. Dr. Martin Krämer (Japanologie), Prof. Dr. Jan Rummel (Psychologie)