Ruperto Carola Ringvorlesung Nach dem Krankenmord: Psychiatrie am Ende des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit
19. Mai 2025
Gab es im ehemaligen Deutschen Reich nach dem Zweiten Weltkrieg eine „Stunde Null“? Diese Frage lässt sich auch abseits der „großen Politik“ erörtern, beispielsweise bezogen auf die Geschichte der Anstaltspsychiatrie. So stellt sich die naheliegende Frage, warum die Einrichtungen nicht am Ende des Zweiten Weltkrieges geschlossen wurden, hatten sie doch ihre Zielsetzung der Fürsorge offensichtlich verfehlt und waren zu Stätten des Mordens geworden, dem zahlreiche Patientinnen und Patienten zum Opfer fielen. Doch bekanntlich blieb das anstaltspsychiatrische System bis zur Psychiatriereform der 1970er Jahre im Wesentlichen unverändert erhalten. In ihrem Vortrag zeichnet die Historikerin Professor Rotzoll anhand regionaler Beispiele die Situation in psychiatrischen Anstalten in der unmittelbaren Nachkriegszeit nach.
Maike Rotzoll
Maike Rotzoll ist Professorin für Geschichte der Pharmazie und Medizin an der Universität Marburg. Sie studierte Medizin an der Universität Heidelberg, ist Fachärztin für Psychiatrie und wurde auf dem Gebiet der Medizingeschichte promoviert und habilitiert. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u. a. die Medizin im Nationalsozialismus und in der Frühen Neuzeit, die Geschichte der Psychiatrie im 19. und 20. Jahrhundert sowie Arzneimittelprüfungen in historischer Perspektive.