Ruperto Carola Ringvorlesung – 1945: Epochenschwelle und Erfahrungsraum Ruperto Carola Ringvorlesung – Wie Kriege enden: 1918 und 1945 im Vergleich
- Montag, 5. Mai 2025, 18:15 Uhr
- Alte Universität, Aula, Grabengasse 1, 69117 Heidelberg
- Prof. Dr. Jörn Leonhard, Universität Freiburg, Historisches Seminar
Wie Kriege enden, spiegelt auch immer die Natur der vorangegangenen Kriege wider. Während die Deutschen bis in den Sommer 1918 noch an einen möglichen Sieg glaubten, der die Opfer seit 1914 rechtfertigen würde, schwand dieser Glaube im Zweiten Weltkrieg spätestens ab Ende 1942. Überlebte der deutsche Nationalstaat nach 1918 trotz aller Belastungen, die der Versailler Vertrag bedeutete, so stand am Ende des Zweiten Weltkriegs und angesichts der Verflechtung zwischen Krieg und Holocaust die „bedingungslose Kapitulation“ Deutschlands und sein Ende als völkerrechtliches Subjekt. Der Vortrag fragt von Deutschland ausgehend nach den Unterschieden dieser Kriegsenden und ihrem historischen Stellenwert bis in die Gegenwart.

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Zur Person
Jörn Leonhard ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte Westeuropas am Historischen Seminar der Universität Freiburg. Er studierte Geschichte, Politische Wissenschaft und Germanistik in Heidelberg und Oxford. Für seine Forschung erhielt er zahlreiche bedeutende Auszeichnungen, darunter den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2024. Jörn Leonhards Forschungsschwerpunkte liegen in der europäischen Geschichte und in globalhistorischen Perspektiven auf das 19. und 20. Jahrhundert, vor allem zu den Themen Krieg und Frieden, Imperien und Nationalstaaten sowie Liberalismus und Nationalismus. Er veröffentlichte mehrere vielfach ausgezeichnete und international anerkannte Monografien, darunter zuletzt 2023 „Über Kriege und wie man sie beendet“.
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1945: Epochenschwelle und Erfahrungsraum
Am 8. und 9. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht in Europa, am 2. September 1945 folgte die Kapitulation Japans, die den Krieg auch in Ostasien und im Pazifik beendete. Der größte militärische Konflikt der Weltgeschichte forderte über 60 Millionen militärische und zivile Todesopfer, darunter sechs Millionen europäische Juden, die dem von Nazi-Deutschland verübten Menschheitsverbrechen des Holocaust zum Opfer fielen. Unzählige Menschen verloren Angehörige, Heimat, Hab und Gut.
Der Zweite Weltkrieg hat die deutsche, europäische und globale Erinnerungskultur geprägt und die Verpflichtung in unserem Bewusstsein verankert, dass sich eine solche Katastrophe niemals wiederholen darf. Doch achtzig Jahre später ist der Krieg mit dem russischen Überfall auf die Ukraine nach Europa zurückgekehrt. Die Universität Heidelberg möchte mit ihrer Ruperto Carola Ringvorlesung zum Kriegsende 1945 daher auch einen Beitrag zu einer Erinnerungskultur leisten, in deren Zentrum die Verteidigung von Freiheit, Frieden und Demokratie steht.
Der Fokus auf 1945 als Epochenschwelle und Erfahrungsraum eröffnet zwei sich ergänzende Perspektiven: die rückschauende Deutung, die das Ende des Zweiten Weltkrieges in die Brüche und Kontinuitäten der Geschichte des 20. Jahrhunderts einordnet, und die Rekonstruktion des unmittelbaren menschlichen Erlebens und Erleidens. Die neun Referentinnen und Referenten der Ruperto Carola Ringvorlesung werden beide Dimensionen exemplarisch in lokalen, nationalen und internationalen Kontexten in den Blick nehmen. Dabei wird deutlich, dass sich das Kriegsende 1945 mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen, Erinnerungen und historischen Zäsuren verbindet.