Ruperto Carola Ringvorlesung – 1945: Epochenschwelle und Erfahrungsraum Ruperto Carola Ringvorlesung – „Die Amerikaner riechen nach Weißbrot“: Amerikanische humanitäre Hilfe und das lange Kriegsende in Westeuropa
- Montag, 23. Juni 2025, 18:15 Uhr
- Alte Universität, Aula, Grabengasse 1, 69117 Heidelberg
- Prof. Dr. Elisabeth Piller, Universität Freiburg, Historisches Seminar
In den ersten Nachkriegsjahren wurde das CARE-Paket in Europa zum Inbegriff des Wohlstands und der Großzügigkeit der Vereinigten Staaten. Dabei stand es nur pars pro toto für die umfangreichen amerikanischen Hilfslieferungen, mit denen die USA 1944/45 einen hungernden Kontinent zu ernähren und damit die Voraussetzungen für einen dauerhaften Frieden zu schaffen versuchten. In ihrem Vortrag wird Professor sowohl die amerikanische humanitäre Hilfe und ihre außenpolitischen Zielsetzungen als auch die Erwartungshorizonte und Erfahrungsräume der westeuropäischen Bevölkerungen betrachten. Sie wirft zugleich einen kritischen Blick auf den Aufstieg Amerikas zur humanitären Supermacht, das lange Kriegsende 1944/45 und die schwierige Rückkehr Europas zur ersehnten Vorkriegsnormalität.

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Zur Person
Elisabeth Piller ist Juniorprofessorin am Historischen Seminar der Universität Freiburg, wo sie zur Geschichte der Vereinigten Staaten und der transatlantischen Beziehungen forscht und lehrt. Ihre Forschung beschäftigt sich mit amerikanischer Außenpolitik und dem Verhältnis zwischen den USA und Europa seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Ihr aktuelles Forschungsprojekt „The Good Samaritan of All the World—US Humanitarians, Postwar Europe and the Making of the American Century“ widmet sich der amerikanischen humanitären Auslandshilfe nach dem Zweiten Weltkrieg und zeichnet den Aufstieg der USA zur (humanitären) Supermacht nach.
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1945: Epochenschwelle und Erfahrungsraum
Am 8. und 9. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht in Europa, am 2. September 1945 folgte die Kapitulation Japans, die den Krieg auch in Ostasien und im Pazifik beendete. Der größte militärische Konflikt der Weltgeschichte forderte über 60 Millionen militärische und zivile Todesopfer, darunter sechs Millionen europäische Juden, die dem von Nazi-Deutschland verübten Menschheitsverbrechen des Holocaust zum Opfer fielen. Unzählige Menschen verloren Angehörige, Heimat, Hab und Gut.
Der Zweite Weltkrieg hat die deutsche, europäische und globale Erinnerungskultur geprägt und die Verpflichtung in unserem Bewusstsein verankert, dass sich eine solche Katastrophe niemals wiederholen darf. Doch achtzig Jahre später ist der Krieg mit dem russischen Überfall auf die Ukraine nach Europa zurückgekehrt. Die Universität Heidelberg möchte mit ihrer Ruperto Carola Ringvorlesung zum Kriegsende 1945 daher auch einen Beitrag zu einer Erinnerungskultur leisten, in deren Zentrum die Verteidigung von Freiheit, Frieden und Demokratie steht.
Der Fokus auf 1945 als Epochenschwelle und Erfahrungsraum eröffnet zwei sich ergänzende Perspektiven: die rückschauende Deutung, die das Ende des Zweiten Weltkrieges in die Brüche und Kontinuitäten der Geschichte des 20. Jahrhunderts einordnet, und die Rekonstruktion des unmittelbaren menschlichen Erlebens und Erleidens. Die neun Referentinnen und Referenten der Ruperto Carola Ringvorlesung werden beide Dimensionen exemplarisch in lokalen, nationalen und internationalen Kontexten in den Blick nehmen. Dabei wird deutlich, dass sich das Kriegsende 1945 mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen, Erinnerungen und historischen Zäsuren verbindet.