Ruperto Carola Ringvorlesung – 1945: Epochenschwelle und Erfahrungsraum Ruperto Carola Ringvorlesung – „Heidelberg, die Unversehrte“? Neubeginn, Rekonstruktion und konservative Modernisierung nach 1945
- Monday, 12. May 2025, 18:15
- Alte Universität, Aula, Grabengasse 1, 69117 Heidelberg
- Prof. Dr. Philipp Gassert, Universität Mannheim, Historisches Institut
Rückblickend wird die „Stunde Null“ 1945 meist mit Bildern der Zerstörung illustriert. Dies traf auf Heidelberg nicht zu. Die Stadt kam glimpflich davon. „Nur die Brücken lagen im Wasser“, so ein zeitgenössischer Bericht. Doch Krieg und Nachkrieg gingen an Stadt und Bevölkerung keineswegs spurlos vorüber. Auch Heidelberg kämpfte mit den ideellen und materiellen Lasten der NS-Herrschaft, und sah sich als „US-Besatzungshauptstadt“ sowie als Zufluchtsort zahlreicher Geflüchteter mit massiven Alltagsproblemen konfrontiert. Der Vortrag zeichnet das Panorama versandeter kultureller Aufbrüche und gebremster politischer Neuanfänge sowie der gezielten Rekonstruktion des Bewährten, die in der Wiederwahl von NS-Alt-OB Neinhaus 1952 gipfelte.

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Zur Person
Philipp Gassert ist Inhaber des Lehrstuhls für Zeitgeschichte an der Universität Mannheim. Zuvor forschte und lehrte er am Deutschen Historischen Institut in Washington, D.C., an der Universität Heidelberg, der LMU München, der University of Pennsylvania und der Universität Augsburg. Philipp Gassert forscht im Bereich der deutschen und europäischen Zeitgeschichte sowie der transatlantischen Geschichte und der US-Außenpolitik des 20. und 21. Jahrhunderts. Aktuell schreibt er an einer Weltgeschichte des Straßenprotests vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis heute. 2018 erschien die Monographie „Bewegte Gesellschaft: Deutsche Protestgeschichte seit 1945“, 2021 der Band „11. September. 100 Seiten“.
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1945: Epochenschwelle und Erfahrungsraum
Am 8. und 9. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht in Europa, am 2. September 1945 folgte die Kapitulation Japans, die den Krieg auch in Ostasien und im Pazifik beendete. Der größte militärische Konflikt der Weltgeschichte forderte über 60 Millionen militärische und zivile Todesopfer, darunter sechs Millionen europäische Juden, die dem von Nazi-Deutschland verübten Menschheitsverbrechen des Holocaust zum Opfer fielen. Unzählige Menschen verloren Angehörige, Heimat, Hab und Gut.
Der Zweite Weltkrieg hat die deutsche, europäische und globale Erinnerungskultur geprägt und die Verpflichtung in unserem Bewusstsein verankert, dass sich eine solche Katastrophe niemals wiederholen darf. Doch achtzig Jahre später ist der Krieg mit dem russischen Überfall auf die Ukraine nach Europa zurückgekehrt. Die Universität Heidelberg möchte mit ihrer Ruperto Carola Ringvorlesung zum Kriegsende 1945 daher auch einen Beitrag zu einer Erinnerungskultur leisten, in deren Zentrum die Verteidigung von Freiheit, Frieden und Demokratie steht.
Der Fokus auf 1945 als Epochenschwelle und Erfahrungsraum eröffnet zwei sich ergänzende Perspektiven: die rückschauende Deutung, die das Ende des Zweiten Weltkrieges in die Brüche und Kontinuitäten der Geschichte des 20. Jahrhunderts einordnet, und die Rekonstruktion des unmittelbaren menschlichen Erlebens und Erleidens. Die neun Referentinnen und Referenten der Ruperto Carola Ringvorlesung werden beide Dimensionen exemplarisch in lokalen, nationalen und internationalen Kontexten in den Blick nehmen. Dabei wird deutlich, dass sich das Kriegsende 1945 mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen, Erinnerungen und historischen Zäsuren verbindet.