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Ruperto Carola Ringvorlesung – 1945: Epochenschwelle und Erfahrungsraum Ruperto Carola Ringvorlesung – Nach dem Krankenmord: Psychiatrie am Ende des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit

  • Montag, 19. Mai 2025, 18:15 Uhr
  • Alte Universität, Aula, Grabengasse 1, 69117 Heidelberg
    • Prof. Dr. Maike Rotzoll, Universität Marburg, Institut für Geschichte der Pharmazie und Medizin

Gab es im ehemaligen Deutschen Reich nach dem Zweiten Weltkrieg eine „Stunde Null“? Diese Frage lässt sich auch abseits der „großen Politik“ erörtern, beispielsweise bezogen auf die Geschichte der Anstaltspsychiatrie. So stellt sich die naheliegende Frage, warum die Einrichtungen nicht am Ende des Zweiten Weltkrieges geschlossen wurden, hatten sie doch ihre Zielsetzung der Fürsorge offensichtlich verfehlt und waren zu Stätten des Mordens geworden, dem zahlreiche Patientinnen und Patienten zum Opfer fielen. Doch bekanntlich blieb das anstaltspsychiatrische System bis zur Psychiatriereform der 1970er Jahre im Wesentlichen unverändert erhalten. In ihrem Vortrag zeichnet die Historikerin Maike Rotzoll anhand regionaler Beispiele die Situation in psychiatrischen Anstalten in der unmittelbaren Nachkriegszeit nach.

2025 Ruperto Carola Ringvorlesung - 1945: Epochenschwelle und Erfahrungsraum

Zur Person

Maike Rotzoll ist Professorin für Geschichte der Pharmazie und Medizin an der Universität Marburg. Sie studierte Medizin an der Universität Heidelberg, ist Fachärztin für Psychiatrie und wurde auf dem Gebiet der Medizingeschichte promoviert und habilitiert. Ihre Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Medizin im Nationalsozialismus und in der Frühen Neuzeit, die Geschichte der Psychiatrie im 19. und 20. Jahrhundert sowie Arzneimittelprüfungen in historischer Perspektive.

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1945: Epochenschwelle und Erfahrungsraum

Am 8. und 9. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht in Europa, am 2. September 1945 folgte die Kapitulation Japans, die den Krieg auch in Ostasien und im Pazifik beendete. Der größte militärische Konflikt der Weltgeschichte forderte über 60 Millionen militärische und zivile Todesopfer, darunter sechs Millionen europäische Juden, die dem von Nazi-Deutschland verübten Menschheitsverbrechen des Holocaust zum Opfer fielen. Unzählige Menschen verloren Angehörige, Heimat, Hab und Gut. 

Der Zweite Weltkrieg hat die deutsche, europäische und globale Erinnerungskultur geprägt und die Verpflichtung in unserem Bewusstsein verankert, dass sich eine solche Katastrophe niemals wiederholen darf. Doch achtzig Jahre später ist der Krieg mit dem russischen Überfall auf die Ukraine nach Europa zurückgekehrt. Die Universität Heidelberg möchte mit ihrer Ruperto Carola Ringvorlesung zum Kriegsende 1945 daher auch einen Beitrag zu einer Erinnerungskultur leisten, in deren Zentrum die Verteidigung von Freiheit, Frieden und Demokratie steht.

Der Fokus auf 1945 als Epochenschwelle und Erfahrungsraum eröffnet zwei sich ergänzende Perspektiven: die rückschauende Deutung, die das Ende des Zweiten Weltkrieges in die Brüche und Kontinuitäten der Geschichte des 20. Jahrhunderts einordnet, und die Rekonstruktion des unmittelbaren menschlichen Erlebens und Erleidens. Die neun Referentinnen und Referenten der Ruperto Carola Ringvorlesung werden beide Dimensionen exemplarisch in lokalen, nationalen und internationalen Kontexten in den Blick nehmen. Dabei wird deutlich, dass sich das Kriegsende 1945 mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen, Erinnerungen und historischen Zäsuren verbindet.

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