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Ruperto Carola Ringvorlesung – 1945: Epochenschwelle und Erfahrungsraum Ruperto Carola Ringvorlesung – 1945: Eine Stunde Null?

  • Monday, 16. June 2025, 18:15
  • Alte Universität, Aula, Grabengasse 1, 69117 Heidelberg
    • Prof. Dr. Martin Sabrow, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam

Nichts ist so veränderlich wie die Vergangenheit, und kein anderes Datum des jährlichen Gedenkkalenders stellt dies so sehr unter Beweis wie der 8. Mai 1945. Für die überwiegende Mehrheit der Deutschen bedeutete das Ende des Zweiten Weltkriegs eine Stunde Null: die totale Niederlage, die Auflösung aller Ordnung und die Auslöschung des deutschen Staats. Mit dem allmählichen Gedächtniswandel in der bundesdeutschen Gedenkkultur, die den 8. Mai nicht mehr als Kapitulation, sondern als Befreiung begriff, verlor die Rede von der „Stunde Null“ an Beweiskraft und geriet unter den Verdacht der Vergangenheitsverdrängung. Der Referent zeichnet diesen Wandel nach und wirft fragt am Beispiel des 8. Mai 1945 nach dem Verhältnis von zeitgenössischer und zeithistorischer Urteilsbildung in Bezug.

2025 Ruperto Carola Ringvorlesung - 1945: Epochenschwelle und Erfahrungsraum

Zur Person

Martin Sabrow ist Senior Fellow am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam und Sprecher des Leibniz-Forschungsverbunds „Wert der Vergangenheit“. Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2021 war er Professor für Neueste und Zeitgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Politischen Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts, Diktaturforschung sowie Historiographie- und Erinnerungsgeschichte.

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1945: Epochenschwelle und Erfahrungsraum

Am 8. und 9. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht in Europa, am 2. September 1945 folgte die Kapitulation Japans, die den Krieg auch in Ostasien und im Pazifik beendete. Der größte militärische Konflikt der Weltgeschichte forderte über 60 Millionen militärische und zivile Todesopfer, darunter sechs Millionen europäische Juden, die dem von Nazi-Deutschland verübten Menschheitsverbrechen des Holocaust zum Opfer fielen. Unzählige Menschen verloren Angehörige, Heimat, Hab und Gut. 

Der Zweite Weltkrieg hat die deutsche, europäische und globale Erinnerungskultur geprägt und die Verpflichtung in unserem Bewusstsein verankert, dass sich eine solche Katastrophe niemals wiederholen darf. Doch achtzig Jahre später ist der Krieg mit dem russischen Überfall auf die Ukraine nach Europa zurückgekehrt. Die Universität Heidelberg möchte mit ihrer Ruperto Carola Ringvorlesung zum Kriegsende 1945 daher auch einen Beitrag zu einer Erinnerungskultur leisten, in deren Zentrum die Verteidigung von Freiheit, Frieden und Demokratie steht.

Der Fokus auf 1945 als Epochenschwelle und Erfahrungsraum eröffnet zwei sich ergänzende Perspektiven: die rückschauende Deutung, die das Ende des Zweiten Weltkrieges in die Brüche und Kontinuitäten der Geschichte des 20. Jahrhunderts einordnet, und die Rekonstruktion des unmittelbaren menschlichen Erlebens und Erleidens. Die neun Referentinnen und Referenten der Ruperto Carola Ringvorlesung werden beide Dimensionen exemplarisch in lokalen, nationalen und internationalen Kontexten in den Blick nehmen. Dabei wird deutlich, dass sich das Kriegsende 1945 mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen, Erinnerungen und historischen Zäsuren verbindet.

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